Revanchismus: Sind die Reparationsforderungen Polens berechtigt?
Polen verlangt von Deutschland 850 Milliarden Euro an Reparationen für die Zerstörungen im II. Weltkrieg. Deutsche Leitmedien greifen dieses leidige Thema immer wieder auf, wobei vornehmlich die polnische Sichtweise zum Tragen kommt. Was soll diese Stimmungsmache? Will man unsere Bevölkerung wieder einmal weichkochen?
Im SPIEGEL (Heft 3/2022) las ich gerade ein doppelseitiges Interview über die polnischen Reparationsforderungen und die Plünderung Polens im II. Weltkrieg. Dabei geht es um das Elend, welches die Polen damals durchleiden mussten. Im Schlusssatz resümiert Ramona Bräu: "Die Deutschen wollten das Land nicht nur ausrauben, sondern seine Bewohner versklaven, umbringen und ihre Kultur zerstören."
Wollten
das wirklich "die Deutschen" - oder war es der Wille Hitlers?
Von einer
Historikerin erwarte ich da doch etwas mehr Sensibilität. Das
III. Reich war letztlich auf eine einzige Person zugeschnitten,
nämlich auf den eingebürgerten Migranten Adolf Hitler. Es
galt letztlich nur was er wollte und sagte - selbst seine
ranghöchsten Vasallen waren nur Marionetten und mussten bei
offenem Widerspruch um ihr Leben zittern.
"Die Deutschen" wollten keinen Krieg, das ist geschichtlich
hinreichend belegt. Sie immer wieder pauschal zu Tätern zu
stigmatisieren, scheint mir mehr als ungehörig.
Warum
wird das Leid und Elend der Deutschen ignoriert?
Haben die Deutschen
nicht gelitten, haben sie es so viel besser gehabt als die Polen? Wer
zahlt an Deutschland Reparationen? "Die Deutschen" mussten ihre
Kinder in einen verbrecherischen Krieg und damit oft auch in den
sicheren Tod schicken. Wollten sie das, taten sie das gerne?
Wer tatsächlich aus der Geschichte lernen will, der müsste
m. E. einsehen, dass letztlich alle in einen Krieg involvierten
Völker in erster Linie Opfer sind.
Wer
sind dann die Täter, wer sind die Schuldigen?
Natürlich sind
alle, die über den jeweiligen Befehlsnotstand hinaus Verbrechen
begangen haben, als Täter einzustufen. Aber solche Täter
gab es auf allen Seiten, Gesetzlosigkeit oder Sadismus sind keine
typisch deutschen Eigenschaften. Wobei auch die vorausgegangene
staatliche Abrichtung/Gehirnwäsche eine Rolle spielt. Wie
schuldig ist jemand, der von Kindesbeinen an zum fanatischen
Rassismus erzogen wurde, dem natürliche Moralvorstellungen
gewaltsam ausgetrieben wurden oder den man bei schauderlichen
Sondereinsätzen unter Drogen setzte?
Nur
die wirklich Mächtigen haben die Entscheidungsgewalt!
Letztlich liegt fast
alles in der Hand weniger Akteure. Was den II. Weltkrieg betrifft, so
trägt Adolf Hitler gewiss die größte Verantwortung.
Aber auch seine europäischen Kontrahenten sind nicht schuldlos.
Rechtfertigt die Beseitigung eines einzigen Irren den Tod von 50
Millionen Menschen und die Verwüstung des halben Kontinents?
Hatten Churchill & Co. die Lage richtig eingeschätzt? Und
welche Verantwortung tragen die Väter des Versailler
Friedensdiktats (das von Anfang an im Verdacht stand, einen neuen
Waffengang heraufzubeschwören). Welchen Schuldanteil hatten
polnische Nationalisten, die völkerrechtswidrig 1921
Oberschlesien vereinnahmten (und damit die bereits stark
gedemütigte deutsche Volksseele zum Überkochen brachten,
den Nationalismus und Revanchismus befeuerten)?
Gab
es keine Alternativen zum II. Weltkrieg?
Deutschland war von
ausländischen Rohstofflieferungen abhängig. Embargos und
eine internationale Ächtung des Landes hätten das
Naziregime vielleicht zum Einlenken gezwungen. Hitler hatte seinen
Polenfeldzug mit dem getürkten Überfall auf den
Rundfunksender Gleiwitz begründet ("Seit 5.45 Uhr wird
zurückgeschossen!"). 2003 bediente sich die demokratisch
gewählte USA-Administration ähnlicher Methoden (alle
aufgeführten Kriegsgründe erwiesen sich später als
falsch). Zum Glück ist 2003 niemand auf die Idee gekommen,
den Irakkrieg in einen Weltkrieg zu verwandeln mit dem Ziel, die USA
auszulöschen.
"Polnische
Zwangsarbeiter wurden wie Sklaven behandelt!"
Stimmt. Aber ging des
deutschen Arbeitern bzw. Familien so viel besser? Auch sie wurden in
deutschen Fabriken zur Akkordleistung gezwungen, begleitet von der
ständigen Angst, doch noch an die Front beordert zu werden,
eigene Kinder in den Krieg schicken zu müssen oder im
großflächigen Bombenhagel auf die deutschen Städte
umzukommen.
Hat
der Wähler die Schuld?
Bei der alles
entscheidenden, verhängnisvollen Reichstagswahl im November 1932
hat Hitlers NSDAP knapp ein Drittel der abgegebenen Stimmen erhalten.
Das genügte zu seiner vollkommenen Machtergreifung (weil die
etablierten Parteien sich wieder einmal übertölpeln
ließen).
Waren nun alle, die Hitler einst in ihrer großen existentiellen
Not gewählt hatten, Schuld an der Nazidiktatur? Ebenso wie
diejenigen (immerhin 2/3 der Bevölkerung), die Hitler nicht auf
den Leim gegangen sind? Ist es fair, die Nachkommen in der
dritten, vierten oder gar zehnten Generation für diesen
Wahlfehler verantwortlich zu machen, ihnen ständig neue
Rechnungen zu präsentieren? Jeder neugewählte
Präsident oder Kanzler, jede neue Regierung ist ein
Risikofaktor. Niemand kann in die Köpfe der Amtierenden
hineinsehen oder wissen wie die sich später entpuppen. Vergessen
wir nicht: Auch viele hochintelligente ausländische
Spitzenpolitiker sind auf Hitlers Charme und Verlogenheit
hereingefallen. Ich meine: Eine Kollektivschuld darf es nicht geben,
eine ewig vererbbare schon gar nicht. Sie wäre nicht nur im
hohen Maße ungerecht und die Menschenwürde missachtend,
sie wäre auch rassistisch.
Der
Revanchismus schafft keine Gerechtigkeit!
Das sollten auch
aufgeklärte polnische Nationalisten einsehen. Wo kommen wir
hin, würden alte Rechnungen immer wieder aufgemacht? Und in
Ermangelung der wahren Täter einfach die Nachfahren ehemaliger
Opfer in Haftung genommen? Wenn die Reparationsfrage über
die Medien wiederholt zum Thema gemacht wird, könnte es sein,
dass der überwunden geglaubte Revanchismus auch auf
unerwünschter Seite erwacht und eines Tages viele Deutsche sich
fragen: "Führte die Wiedergeburt Polens 1918 Deutschland ins
Verderben?". Hätte es den II. Weltkrieg und den Holocaust
überhaupt gegeben, wenn die Siegermächte des I. Weltkrieges
nicht die europäische Landkarte derart radikal umgestaltet und
aus den Territorien des Verlierers ein neues Polen geschaffen
hätten? Wäre 1933 noch Russland Deutschlands Nachbar im
Osten gewesen, hätte es die Nazis nie an die Macht gespült
und der II. Weltkrieg wäre sicherlich auch nicht entbrannt.
Wenn heute alte Verträge nichts mehr gelten (wie zum Beispiel
die Reparationsverzichtserklärung Polens 1953), dann
könnten ja vielleicht auch die polnisch-deutschen
Ostverträge von 1972 neu aufgerollt werden. Schließlich
gehörten die deutschen Ostgebiete bis 1972 nicht zu Polen,
sondern standen lediglich unter deren Verwaltung
(treuhänderischen Obhut). Es ist schon merkwürdig, dass es
vielen meinungsbildenden Polen gar nicht in den Sinn kommt, dass ihre
nach dem I. und II. Weltkrieg zugeschobenen ehemaligen ostdeutschen
Staatsgebiete einen nicht unerheblichen Wert darstellen.
Merkwürdig auch, dass diese Leute sich offenbar auch nicht in
die Not und verzweifelte Lage der unter der Schreckensdiktatur
leidenden deutschen Bevölkerung hineindenken können.
Betrachtet man die europäische Geschichte seit 1918, so
fällt auf, dass das polnische Volk nicht nur (im Gegensatz zur
deutschen Bevölkerung) über ein extrem starkes
Nationalbewusstsein verfügt, sondern dass es auch immer
mächtige Fürsprecher im europäischen Ausland und den
USA gehabt haben muss.
Immer wieder absurde Reparationsforderungen ins Spiel zu bringen bzw. diesem leidigen Thema überhaupt eine mediale Aufmerksamkeit zu schenken, hieße dem Revanchismus Vorschub zu leisten. Ein gefährliches Spiel!
Eine ausführlichere Abhandlung zu diesem Thema.
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Impressum
© Der obige Text ist die Zusammenfassung einer Studie des
unabhängigen, parteilosen Wirtschaftsanalysten und
Zukunftsforschers Manfred J. Müller aus
Flensburg.
Erstveröffentlichung 16. Januar 2022
Manfred J. Müller analysiert seit 40 Jahren weltwirtschaftliche Abläufe. Er gilt als wegweisender Vordenker. So forderte er zum Beispiel schon vor 20 Jahren eine Art Lieferkettengesetz, das Hersteller und Händler verpflichtet, nur fair entlohnte und produzierte Waren nach Deutschland einzuführen (wurde endlich im Mai 2021 Gesetz). Außerdem empfahl er schon ewig eine Mindestgewinnsteuer für Großunternehmen auf im Inland angefallene Umsätze (Joe Bidens Vorschlag von einer globalen Mindestertragssteuer im Frühjahr 2021 zielt zwar endlich in die gleiche Richtung, ist aber viel zu lahm und wird sich international kaum umsetzen lassen). Seit drei Jahrzehnten kämpft Manfred J. Müller auch für seine Idee einer Lohnkostenreform (schrittweiser Abbau der Sozialversicherungsbeiträge bei einer Gegenfinanzierung über Mehrwertsteuern und Zölle).
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