Leserkommentar zum Artikel 624: Kinderarmut - wieviel Luxus braucht der junge Mensch?

 

19. März 2011

 

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie sprechen mir, Jahrgang 62, mit ihrem Artikel aus der Seele.

Denn es zerreißt mich innerlich geradezu, zu akzeptieren, dass die gleichen Lebensverhältnisse, die man meiner Generation als unschätzbares Glück nahegebracht hat - das Glück in West-Europa und nicht in der 3. Welt zu leben, das Glück, gesund und nicht behindert/krank zu sein, das Glück, eine Schule besuchen zu können und nicht von Kindesbeinen an Vollzeit arbeiten zu müssen - dass dieselben Lebensbedingungen heute als bedrückende Armut deklariert werden.

Ich wurde nämlich christlich erzogen. Das Tischgebet gehörte ebenso zu meinem Alltag, wie das Fastenopfer in der Vorosterzeit, aber auch die wunderschönen Feiertage, mit wenig Geld, aber sehr viel Liebe: selbst bemalte Ostereier, selbst gebastelte Strohsterne u.s.w., Sie wissen sicher, was ich meine.

Was heute abgezogen wird, ist nicht nur unchristlich, sondern auch schlicht unmenschlich und zwar gerade den Kindern gegenüber, als deren Wohltäter man sich aufspielt: Nämlich den Kindern permanent einzureden, eine schöne Kindheit funktioniere nur über Kommerz.

Merken die "Linken" eigentlich nicht, wie sie sich als kostenlose PR-Abteilung des "bösen Kapitalismus" andienen, oder bangen da schlicht die Gehaltsempfänger der Wohlfahrtsindustrie um ihre Pfründe, wenn ihnen ihre Klientel abhanden kommt, in dem sie ihr Leben selbst in die Hände nimmt?

Ich weigere mich, Kinderarmut auf dem Niveau von Markenklamotten und Kinokarten zu diskutieren!

Mit freundlichen Grüßen

M. B.